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Bentley

Die Automarke Bentley gilt als Inbegriff von luxuriöser Ausfertigung, elegantem Aussehen, feinster Handwerkskunst und höchstem Fahrgefühl. Nicht nur die englische Königsfamilie lässt sich zu offiziellen Anlässen ausschließlich in den mit der legendären „Flying B“-Kühlerfigur verzierten Limousinen des traditionsreichen britischen Unternehmens Bentley blicken, auch die reichsten und berühmtesten Menschen auf der ganzen Welt besitzen Autos des Nobelkonzerns. Die Geschichte von Bentley Motors Ltd. begann vielversprechend für den jungen und visionären Automobilkonstrukteur Walter Owen Bentley, seine herausragenden Ambitionen, die schnellsten Autos der Welt zu bauen, wurden ihm jedoch schon nach wenigen Jahren zum Verhängnis und führten zum Verlust seines Unternehmens und Lebenswerks. Finanzielle Notlagen, starke Konkurrenz durch Rolls Royce und wirtschaftlich problematische Phasen zwangen Bentley Motors wiederholt in die Knie. Die Übernahme durch die Volkwagen AG brachte dem Unternehmen jedoch finanzielle Stabilität und die Möglichkeit, heute ganz im Sinne des legendären Walter Bentley Modelle zu bauen, die durch ihre Einzigartigkeit, eine unverwechselbare Aura an Exklusivität und ihre atemberaubenden Geschwindigkeiten bestechen.

Ein Pionier und sein Unternehmen

Der im Jahr 1888 in London geborene Walter Owen Bentley absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Maschinenbauer im Lokomotivenwerk der britischen Great Northern Railway, bevor er 1912 mit seinem Bruder sein erstes Unternehmen Bentley & Bentley gründete, das sich auf den Handel französischer Autos spezialisierte. Nachdem der passionierte Rennfahrer mit berufsbedingt exzellenten Kenntnissen unterschiedlichster Maschinen und Motoren während des Ersten Weltkriegs seinen Dienst als Pilot der Royal Air Force geleistet hatte, erhielt er durch einen günstigen Kredit von der Britischen Armee die Chance seines Lebens. Durch die großzügigen Finanzierung konnte Walter Bentley bereits ein Jahr nach dem Ende des Krieges auf der Londoner Automobilausstellung mit dem Bentley 3 Litre den ersten von ihm entworfenen und konstruierten Wagen seiner neu gegründeten Londoner Sportwagen-Firma Bentley Motors Ltd. präsentieren. Dieses Rennauto war der erste in der Geschichte des Automobils, das eine zu diesem Zeitpunkt bahnbrechende Geschwindigkeit von hundert Meilen pro Stunde erreichen konnte.
Während Walter Bentley mit selbstgebauten Sportwagen zahlreiche Rennen für sich entscheiden konnte, hatte er auch auf dem Gebiet der Reisewagen für reiche Kunden große Ambitionen. Nach seinem Motto „Race on Sunday, sell on Monday“ verkaufte er in erster Linie exklusive Rennautos an die sportbegeisterten Söhne der britischen Upper Class, die sogenannten „Bentley Boys“. Zwei Jahre nach der Firmengründung folgte mit der „Experimental Engine No. 1“ das zweite Bentley-Modell und gleichzeitig das erste von Bentley produzierte Serienfahrzeug. Als Reiselimousinen verkaufte Bentley ab dem Jahr 1921 auch eine Reihe von eleganten und straßentauglichen Sportwagen, die mit einer geräumigen Fahrgastzelle ausgestattet waren und den luxuriösen Ausführungen der etablierten Konkurrenz-Unternehmen Daimler und Rolls Royce um nichts nachstanden. In den frühen Zwanzigerjahren verließen bis zu vierhundert exklusive Fahrzeuge jährlich die Bentley-Fabriken, wodurch die Absatzzahlen durchaus mit denen von Rolls Royce vergleichbar waren. Gegen Ende des Jahrzehnts zeigte sich jedoch ein dramatischer Abfall der Nachfrage, der die Existenz des Unternehmens ernsthaft bedrohte. Von dem legendären Bentley 6 ½ Litre, der als „Speed Six“ Automobilgeschichte schrieb sowie dem Bentley 4 ½ Litre konnten Ende der Zwanzigerjahre nur mehr wenige Stück verkauft werden.

Ein ambitioniertes Unternehmen geht in Konkurs

Obwohl die Konstruktionen des leidenschaftlichen Rennfahrers Walter Bentley im Lauf der goldenen Zwanzigerjahre mit seinen „Bentley-Boys“, den besten Kunden seiner Sportwagen immer wieder große Erfolge im Rennsport feiern konnte, fiel das ambitionierte Unternehmen Bentley Motors Ltd. wie viele andere europäische und US-amerikanische Automobilhersteller jener Zeit den Folgen und finanziellen Problemen der Weltwirtschaftskrise zum Opfer. Walter Bentleys Ambitionen lagen nicht nur in der Produktion eleganter und luxuriöser Modelle, sondern auch im Erreichen immer höherer Geschwindigkeiten seiner Autos. Seine unermüdliche Arbeit als Konstrukteur brachte zwar einige der wichtigsten technischen Errungenschaften auf dem Gebiet der Automobilherstellung seiner Zeit hervor, ließ Bentley jedoch auch die Augen vor den wirtschaftlichen Veränderungen verschließen. Er übersah, dass sich für seine teuren Modelle bald kaum mehr Käufer finden konnten. Die hohen Kosten für die Produktion seiner aufwendigen Modelle, die Renngebühren und niedrige Gewinne und Absatzzahlen zwangen Walter Bentley dazu, Konkurs anzumelden, nachdem sich seine Investoren aus dem Geschäft zurückgezogen hatten.

Im Gegensatz zu einer Vielzahl von Automobilfabriken, die schon nach wenigen Jahren durch die Folgen der Weltwirtschaftskrise ihre Tore schließen mussten, gerieten der Name Bentley und die einzigartigen Modelle des Konzerns jedoch nicht in Vergessenheit. Dies ist der Übernahme durch das britische Traditionsunternehmen Rolls Royce zu verdanken, das die Marke Bentley, die Produktionsstätten und alle Rechte des Konzerns im Jahr 1931 kaufte. Auch wenn dies den legendären Namen Bentley rettete, konnte der Firmengründer den Verlust seines Unternehmens und Lebenswerks und die Übernahme durch einen seiner wichtigsten Konkurrenten nur schwer verkraften. Bis 1935 blieb Walter Bentley als Automobilkonstrukteur für Rolls Royce tätig, bevor er diesen Beruf für andere Autohersteller, darunter Aston Martin und Lagonda ausübte. Für Lagonda entwickelte Walter Bentley unter anderem den legendären LG6, mit dem er für seine ehemalige Marke Bentley zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz wurde.

Bentley-Modelle unter Rolls Royce

Rolls Royce verlegte die Produktionsstätten der Bentley-Modelle nach Derby und begann bereits unmittelbar nach der Übernahme mit der Entwicklung zweier neuer Automobile. Der elegante Bentley 3 ½ Litre, der als „The silent sportscar“ in die Geschichte einging, sowie der 4 ¼ Litre setzten die Tradition der exklusiven Sportwagen fort, ihr Namensgeber Walter Bentley war am Entwicklungsprozess jedoch nicht mehr beteiligt. Unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs begann die Konzeption des Bentley Mark V, der jedoch wegen der Wirren des Krieges nie in serienmäßige Produktion ging. Lediglich neunzehn Prototypen des Mark V wurden in Derby angefertigt.

Bentley

Bentley Bild:Bentley

Von 1939 bis 1945 blieben die Produktionsstätten von Bentley geschlossen. Nach dem Krieg und dem Umzug der Fabriken von Derby nach Crewe war es das Nachfolgermodell Mark VI, das nach der langen Produktionspause als erster Wagen der Marke Bentley die Fabrik verließ. Der im Jahr 1946 erstmals der Öffentlichkeit präsentierte Mark VI wies in vielen Bereichen die gleichen Bauteile auf wie sein Schwestermodell, der Rolls Royce Silver Wraith. Als Nachfolger des Mark VI erschien im Jahr 1952 der Bentley R-Type, dessen Coupé-Version als sogenannte „Continental-Variante“ gebaut wurde, da seine Höchstgeschwindigkeit nur auf den Autobahnen in Kontinental-Europa erlaubt waren. Der Viersitzer wurde zum schnellsten Sportwagen seiner Zeit und durch seine geringen Absatzzahlen zu einem hochbegehrten Sammlerstück. Lediglich 208 Stück konnten von diesem luxuriösen Wagen verkauft werden.

In den späten Fünfziger- und frühen Sechzigerjahren wurde der R-Type vom S-Type und dessen Nachfolgermodellen S2 und S3 abgelöst. Die auffallende Ähnlichkeit der Bentley-Automobile mit den Schwestermodellen der Marke Rolls Royce unter der Schirmherrschaft des britischen Mutterkonzerns Vickers führten dazu, dass Bentley zunehmend an Marktanteilen verlor, bis nur mehr sieben Prozent aller Luxuswagen auf dem internationalen Markt diesen Namen trugen. Daran konnten auch die innovativen Neuerungen auf technischer Ebene und im Design wenig ändern. Bevor Walter Bentley im Jahr 1971 verstarb, hatte er jahrelang die bedrohte Existenz seines Lebenswerks beobachten müssen. Erst in den Achtzigerjahren erfuhr die Nobelmarke eine Wiederbelebung, als das angestaubte Traditionsunternehmen durch die Entwicklung von Modellen, die auch jüngere Käufer ansprachen, ein attraktiveres Image erhielt. Vor allem durch die begehrten Modelle Turbo R und Mulsanne Turbo erholte sich Bentley allmählich, bis im Jahr 1990 erstmals höhere Verkaufszahlen im Vergleich zu Rolls Royce verzeichnet werden konnten.

Aufschwung unter deutscher Führung

Die deutsche Volkswagen AG übernahm die Marke Bentley in Kombination mit Rolls Royce im Jahr 1998 von Vickers. Da sich die Rechte von Rolls Royce jedoch im Besitz von BMW befanden, musste Volkswagen mit dem bayerischen Konkurrenzunternehmen einen Sondervertrag schließen, der eine Produktion von Rolls-Royce-Modellen mit Motoren von BMW bis 2002 vorsah, bevor BMW sein eigenes Werk eröffnete, um die exklusive Produktion von Wagen der Marke Rolls Royce aufzunehmen. Für Bentley bedeutete diese Regelung nach mehreren Jahrzehnten erstmals komplette Unabhängigkeit von der Schwestermarke und nach fast siebzig Jahren endlich wieder erneute Aktivitäten im Rennsport. Einen ersten Sieg konnte Bentley bereits im Jahr 2003 in Zusammenarbeit mit Audi und dem Rennwagen Bentley EXP Speed 8 bei 24-Stunden Rennen von Le Mans erlangen. Bentley ist unter der Führung des Mutterkonzerns Volkswagen AG heute in bester Gesellschaft, denn auch die ebenso renommierten und traditionsreichen Luxusmarken Bugatti, Lamborghini, Porsche und Ducati zählen seit mehreren Jahren zum größten Automobilhersteller Europas.

Seit der Übernahme durch Volkswagen stiegen die Umsätze und Absatzzahlen des Unternehmens Bentley kontinuierlich. Ende 2013 gab die Geschäftsleitung des Mutterkonzerns Volkswagen AG bekannt, dass Bentley Motors ein Rekordergebnis erzielen konnte. Mit einem Jahresumsatz von 1,68 Milliarden Euro und insgesamt 10 120 ausgelieferten Autos im Jahr 2013 erreichte Bentley einen absoluten Höhepunkt in der fast hundertjährigen Firmengeschichte. Mit fast zweihundert Händlerstandorten in 54 Ländern weltweit und weiteren Plänen des kontinuierlichen Ausbaus zählt Bentley nach Jahrzehnten des Konkurrenzkampfes mit Rolls Royce nun zu den führenden Autoherstellern auf dem internationalen Luxusmarkt.

Die noble Produktpalette von Bentley umfasst heute die Cabriolets GTC und Azure II, das Coupé Continental GT und die Limousinen-Modelle Armage und Flying Spur. Letzteres wurde als Nachfolger des Continental Flying Spur im März 2013 im Rahmen des Genfer Automobilsalons erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und gilt als das leistungsstärkste Modell aller Luxuslimousinen. Neben einigen Änderungen des Designs der Karosserie besticht der neue Flying Spur vor allem durch eine Innenausstattung, die keine Wünsche offen lässt. Neben den aufwendig verarbeiteten und im Diamantmuster gesteppten Ledersitzen und den kunstvollen Holzvertäfelungen ist die Limousine auch mit einem hochmodernen Multimediasystem versehen. Die einem Smartphone nachempfundene Fernbedienung steuert über einen Touchscreen alle Funktionen, angefangen vom Radio bis hin zum Navigationssystem. Die dazugehörige App für das Mobiltelefon wurde von Softwarespezialisten der Firma Bentley entwickelt und soll bald auch in allen anderen Marken des Volkswagen-Konzerns zur Verfügung stehen. Mit diesen technischen Besonderheiten und einer Vielzahl von möglichen Sonderanfertigungen auf Wunsch macht die neue Limousine dem luxuriösen Image der Marke Bentley alle Ehre. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 330 km/h hätte das Prestigemodell Flying Spur auch den visionären Gründer von Bentley, der Zeit seines Lebens das schnellste Auto der Welt bauen wollte, begeistert.