BMW – Die Bayerische Motoren Werke
Nur wenige andere Unternehmen besitzen ein so gut gepflegtes Image wie BMW und das ist nicht einfach einem cleveren Marketing zu verdanken. Dieser weltweit gute Ruf beruht auf hervorragenden Produkten, die sich unter anderem durch Zuverlässigkeit und Dynamik auszeichnen. Die Anfänge von BMW liegen nun schon ungefähr 100 Jahre zurück, ungefähr deshalb, weil zwei Gründungsdaten bestehen.
Das Kind zweier „Väter“
Das Ziel so hoch wie möglich anzusetzen, das war schon in den Anfängen der Bayrischen Motoren Werke einer der Grundsätze, aber eher aus technischen Gründen. Die 1913 gegründete Rapp Motorenwerke GmbH beschäftigte sich als Vorgänger von BMW mit dem Bau von Flugzeugmotoren. Nach der Umwandlung der Rapp Motorenwerke 1917 in die BMW GmbH und der ein Jahr später folgenden Gründung der BMW AG waren weiterhin sehr leistungsfähige Flugzeugmotoren das Produkt des jungen Unternehmens. Schon 1919 wurde mit dem von Max Fritz entwickelten Motor BMW ILLA ein Höhenweltrekord, 9760 Meter ü. M., aufgestellt. Doch so geradlinig, wie es hier beschrieben wird, waren die Anfänge von BMW keineswegs. Vielmehr bestehen eigentlich zwei Gründungsdaten und dies ist einem erzwungenen Namenswechsel zu verdanken. Im Jahr 1922 löste sich der Hauptaktionär Camillo Castiglioni aus dem Unternehmen und nahm die Namensrechte an BMW mit zu den Bayrischen Flugzeugwerken. Diese wiederum gründeten auf den Gustav-Otto-Flugzeugwerken, die am 7. März 1916 amtlich registriert wurden. In der Hauseigenen Chronik von BMW ist dies das Gründungsdatum. Genauso gut kann es aber auch das Jahr 1913 gewesen sein.
In der Fortsetzung sieht es so aus, dass die neuen BMW, die aus den Gustav-Otto-Flugzeugwerken hervorgingen, die Geschichte des Unternehmens weiter schrieben und das ursprüngliche Unternehmen BMW, nun seiner Namensrechte beraubt, später zu einem Tochterunternehmen der Knorr Bremse AG unter dem Namen Süddeutsche Bremsen-AG wurde.
Verbotener Motorenbau
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war der Bau von Flugzeugmotoren in Deutschland aufgrund des Versailler Vertrags für fünf Jahre verboten, was fast schon das Ende des jungen Unternehmens bedeutet hätte, wenn die Auflagen denn wirklich konsequent umgesetzt worden wären. Aber vielleicht war es gerade dieses Verbot, das dazu führte, dass sich BMW letztlich in Richtung Fahrzeugbau orientierte. 1923 entwickelte wiederum Max Fritz das erste Motorrad von BMW, die R 32. Schon diese Maschine enthielt zwei grundlegende Komponenten, die bis in die heutige Zeit beibehalten wurden. Den Boxermotor und den Kardanantrieb. Ein Jahr später durften dann auch ganz offiziell wieder Flugzeugmotoren gefertigt werden.
Der BMW aus dem Osten
Die Fahrzeugfabrik Eisenach war der Hersteller des Kleinwagens Dixi. BMW übernahm das Unternehmen im Jahr 1928 und wurde so zum Automobilhersteller. Die Geschichte zeigte, dass diese Zusammenarbeit nur bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs andauerte, dann wurde die Fahrzeugfabrik Eisenach durch die Regierung der DDR verstaatlicht und produzierte fortan den Wartburg. In der Zeit davor aber brachte BMW über das Eisenacher Unternehmen zuerst einen modifizierten Lizenzbau des englischen Austin Seven auf den Markt. Das im Jahr 1929 vorgestellte Fahrzeug erhielt den Namen DA 2. Drei Jahre später wurde der erste wirklich eigene BMW aus der Taufe gehoben, der AM 1, wobei die Abkürzung für „Automobilkonstruktion München Nr. 1“ stand. Aber auch am AM 1 waren viele Teile noch lizenzierte Nachbauten. 1933 wurde der von Fritz Fiedler konstruierte 303 vorgestellt und das war nun ein absolut echter BMW. Diese erste 3er-Reihe zeigte sich bereits sehr erfolgreich. So wie der 1936 vorgestellte Roadster 328, der im Jahr 1940 die legendäre Mille Miglia gewann. Damit war das sportive Konzept von BMW begründet, das zu einem seiner Markenzeichen wurde. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war aber nicht der Fahrzeugbau das dominierende Produkt von BMW, sondern weiterhin Flugzeugmotoren und Flugzeuge. Unter anderem der Doppel-Sternmotor BMW 801, der mit seinen 2000 PS Leistung die Flugzeuge Focke-Wulf Fw 190 und die zur Legende gewordene Tante Ju, die Junkers Ju 88, antrieb.
Kochtöpfe, Bremsen und Motorräder
Der Neuanfang nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war schwer, da zum einen die Münchner Fabrikationsanlagen zerstört waren und die Fahrzeugherstellung selbst in Eisenach erfolgte, das nun in der sowjetischen Besatzungszone lag. Tatsächlich haben die Eisenacher bis 1951 Fahrzeuge mit dem Namen BMW produziert und verkauft, ohne dass das Münchner Stammhaus davon profitiert hätte.
Die ersten Produkte in München waren zunächst Motorräder, Bremsen und Kochtöpfe. Im Jahr 1948 wurde das erste BMW-nachkriegs-Motorrad gefertigt, die R 24. Ihm folgte vier Jahre später der BMW 501. Ein Oberklassefahrzeug mit einem Sechszylindermotor, das von BMW 12 Jahre lang mit unterschiedlichen Motorleistungen und Ausstattungen produziert wurde. Dieser „5er“ erhielt aufgrund seiner geschwungenen Linien den Spitznamen Barockengel. Eine kleine Anekdote am Rande ist der Versuch von BMW, den 505, eine zur Staatskarosse umgebaute Version mit verlängertem Radstand, als Fahrzeug für führende Politiker zu etablieren. Es scheiterte schlicht daran, das der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer beim Einsteigen in den BMW 505 seinen Hut abnehmen musste, nicht jedoch bei den Fahrzeugen der Stuttgarter Konkurrenz.
Beinahe unter dem Stern aus dem Westen
Die Fünfziger Jahre waren extreme Krisenjahre für BMW. Der Motorradabsatz war rückläufig, der ab 1955 in Lizenz produzierte Kleinwagen Isetta brachte nicht genügend Umsatz und der „Barockengel“, die 500er Serie, war in der Herstellung so teuer, dass bei jedem verkauften Fahrzeug etwa 4000 DM Verlust eingefahren wurden. Die Hauptversammlung am 9. Dezember 1959 hätte fast das Ende von BMW bedeutet. In dieser Hauptversammlung schlugen sowohl Vorstand wie Aufsichtsrat die Übernahme von BMW durch Daimler-Benz vor. Beide Unternehmen, BMW und Daimler-Benz, hatten als Hauptaktionär die Deutsche Bank, die in dieser Fusionierung eine vernünftige Lösung zur BMW-Krise sah. Die Bänker aus Frankfurt rechneten jedoch nicht mit dem extremen Widerstand, der diesem Vorschlag folgte. Das Übernahme-Angebot wurde abgewehrt, indem sich die Belegschaft, BMW-Händler und Kleinaktionäre zusammenschlossen und mithilfe des Aktionärs Erich Nold und dem Frankfurter Anwalt Friedrich Mathern die Bilanz anfechteten. Diese Anfechtung war aufgrund von Fehlern in der Bilanz erfolgreich. Die Übernahme war abgewehrt. Trotzdem blieben natürlich die finanziellen Sorgen des Unternehmens bestehen. Vor allem fehlte das Geld zur Entwicklung eines Mittelklassewagens.
Die Ära Quandt
Mit Herbert Quandt fand sich ein geeigneter Investor. Der aus einer Industriellen-Familie, vornehmlich Akkumulatoren, stammende Quandt führte nach einem Kapitalschnitt eine Kapitalerhöhung durch, wodurch sich die Aktienbeteiligungen an BMW in der Form veränderten, dass die Quandt-Gruppe nun einen 60prozentigen Kapitalanteil besaß und der Einfluss der Banken merklich zurückging.
Mit dem 1961 vorgestellten BMW 1500 begann die neue Klasse der Fahrzeuge. Ihm folgten die Modelle 1600, 1800 und der 2000er. Der erneute Aufstieg erfolgte mit der 1966 eingeführten Null-Zweier-Reihe, den 1602, 1802 sowie 2002. In diese Zeit fiel auch die Übernahme der Hans Glas GmbH und die Produktion einiger BMW-Glas-Modelle.
Der Aufstieg zum Multi-Player
Im Jahr 1970 übernahm Eberhard von Kuenheim als Vorstandsvorsitzender das Ruder bei BMW. Dreiundzwanzig Jahre lang führte von Kuenheim das Unternehmen und konnte in dieser Zeit den Umsatz um das 18-fache steigern, die Pkw-Produktion vervierfachen und die Motorradproduktion verdreifachen. Aus einer Belegschaft von 23000 Mitarbeitern 1970 wurden 71000 Arbeitnehmer bis zum Ende der Ägide Kuenheim im Jahr 1993. Dazu kamen neue Produktionsstandorte sowohl in Deutschland wie auch in Österreich, Südafrika und den USA.
Aber es waren in dieser Zeit nicht nur Erfolge zu vermelden. Der Versuch, das Unternehmen breiter aufzustellen, scheiterte Größtenteils. Übernahmen wie die einer Roboterfirma, eines Software-Herstellers oder eines Chemiespezialisten erwiesen sich als Fehlschläge. Die KHD-Luftfahrtechnik zeigte sich jedoch nach Einbringung in die BMW Rolls-Royce AeroEngines GmbH als ein voller Erfolg. Ein weiterer Misserfolg, der aber bereits in die Zeit des Nachfolgers von Kuenheims fällt, war die Übernahme des englischen Fahrzeugherstellers Rover mit seiner Frontantriebstechnik, die im Hause BMW nicht vorhanden war. Die Zusammenarbeit war so schlecht, dass BMW dabei Neun Milliarden D-Mark in den Sand und den damaligen Vorstandsvorsitzenden Pischetsrieder vor die Tür setzte. Übrig blieb von diesem Debakel immerhin der Mini mit seinem Retro-Design, der sich erfolgreich auf dem Kleinwagenmarkt behauptet.
BMW heute
Im neuen Jahrtausend gelang es BMW mit der 2003 erfolgten Übernahme der Namensrechte von Rolls Royce, sich im Segment der Luxusfahrzeuge zu etablieren. Die bereits in den siebziger Jahren neu aufgelegten 3er mit der internen Bezeichnung E21 erhalten genauso wie die 5er und 7er eine regelmäßige Modellpflege und stellen das finanzielle Rückgrat des Unternehmens dar. Dazwischen finden sich immer wieder „Exoten“ mit relativ geringer Auflage wie die BMW Z-Serie.
Auch bei den Motorrädern werden die zum Ende der Sechziger Jahre entwickelten Maschinen mit Gleitlagermotoren ab dem Jahr 1974 modifiziert, wobei die Grundsegmente Boxermotor und Kardanantrieb feste Größen bleiben. Erst 1983 wird mit der K100 ein Motorrad vorgestellt, das einen längs eingebauten Vierzylinder-Reihenmotor besitzt.
1987 bringt BMW mit dem 750i das erste Fahrzeug mit Zwölf Zylindern nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf den Markt. Ebenso eine Weltneuheit war der 1994 vorgestellte 7er E38, der als erstes Fahrzeug weltweit ein eingebautes Navigationsgerät besaß. Ein Jahr zuvor sorgte der Z3 als James Bond Auto für Furore und kurz vor der Jahrtausendwende wurde mit dem SUV X5 das erste Fahrzeug von BMW in dieser Klasse vorgestellt. Im Jahr 2004 stößt BMW mit dem „Einser“ mit einer eigenen Entwicklung in das Kompaktwagensegment vor. Eine Besonderheit stellt das erste serienreife Fahrzeug mit Wasserstoffantrieb dar, der BMW Hydrogen 7, der von den Münchner Autobauern 2007 vorgestellt wurde. Jedoch besitzt der Wagen gleichzeitig einen Benzinmotor, da es aktuell gerade einmal 14 Wasserstofftankstellen in Deutschland gibt, die öffentlich zugänglich sind. Mit dem im Jahr 2008 vorgestellten X6 eröffnet BMW selbst eine Fahrzeugklasse, in der die Geländetauglichkeit eines SUV mit den Annehmlichkeiten eines Coupes kombiniert werden.
Zum Schluss noch etwas über das bekannte BMW-Logo. Der Ursprung dafür war das Logo des Vorgängerunternehmen Rapp Motorenwerke GmbH. Allerdings trug das damals gleichermaßen runde Logo in der Mitte einen stilisierten, schwarzen Pferdekopf in Anspielung auf Rapp = Rappe als Bezeichnung für ein schwarzes Pferd. Daraus wurde ein viergeteilter Kreis, der eine Blau-Weiße Farbgebung besitzt. Die Reihenfolge Blau-weiß ist insofern wichtig, da die Staatsfarben von Bayern Weiß-Blau sind und freie Unternehmen die Hoheitszeichen des Landes Bayern nicht tragen durften.