Der Golf GTI – Eine Legende wird erwachsen
31 Jahre ist es nun her, dass der Golf GTI zum ersten Mal unter Vorbehalt in Produktion vom Fließband ging. Nach nur wenigen Jahren rollte bereits der millionste Golf als beliebter Verkaufsschlager vom Band.
Die Idee zu diesem Fahrzeug entstand in den heimischen Vier Wänden des ehemaligen Pressechefs Anton Konrad. Eigentlich war man im Werk eher auf die Massenproduktion von Limousinen fixiert, mit Motorsport hatte man nicht viel am Hut. Der alteingesessene Name „VW“ stand dafür, dass ausnahmslos „vernünftige“ Autos in Serie produziert wurden, für Spielereien und Träume jenseits der Überhollinie hatte man nicht viel übrig, dies war das Revier von Porsche, BMW und Mercedes. Es gab zum Glück auch unter den Technikern ein paar Enthusiasten, die mit Konrad gemeinsam den Traum von einer 5000-er Wettbewerbsauflage Gestalt annehmen ließen, trotz anfänglicher Einwände des damaligen VW-Entwicklungschefs Ernst Fiala, der die Idee als schlichtweg zu teuer einstufte.
Die ehrgeizigen Entwickler gaben nicht nach, bis der Vorstand grünes Licht gab für die Entwicklung der starken Sonderserie, des so genannten „Sportgolfs, wie der Entwicklungsname lautete. So kam es dazu, dass auf der Basis des Golf ein sportliches Modell bei der gediegenen Firma VW konzipiert wurde, 5000 Exemplare würden sich schon irgendwie an ein paar Enthusiasten verkaufen lassen, so meinte man blauäugig. Bereits im ersten Verkaufsjahr wurde diese Erwartung bei weitem übertroffen, die Nachfrage war gewaltig, und es wurden zehnmal soviel Fahrzeuge benötigt.
Es entstand der Golf mit dem markanten Kürzel „GTI“, ein Synonym für Motorsport, reduziert auf das Wesentliche, mit drei Buchstaben. Die erste GTI-Generation verkaufte sich mit Abstand am besten. Um Geld und Entwicklungszeit einzusparen, wurde dem rasanten Fahrzeug der Motor des Audis 80 GTE eingesetzt. Noch 1975 konnte man den Prototyp der lebenden Legende auf der IAA in Frankfurt bestaunen, bis heute sind daraus über 1,5 Millionen Sportflitzer entstanden. Gegen Ende der 70er Jahre war der Golf GTI „der Sportwagen“ schlechthin, ein Fahrzeug der Superlative mit Vierganggetriebe. Der kleine, rasante Einspritzer wog damals gerade einmal 870 Kilo, denn es gab noch keine schweren Extras wie Airbags und Katalysatoren; Klimaanlagen waren den Luxusschlitten vorbehalten. Für die damaligen Verhältnisse war der GTI supersportlich, und trotzdem erschwinglich im Preis. In seinen „Kinderschuhen“ – kleinen 175er-Reifchen, die auf 13 Zoll Scheiben lagen, brachte es der Golf damals auf 110 PS bei einer Spitzenleistung von 181 km/h, heute leistet das aktuelle Nachfolgemodell, Urenkel des ersten Golfs in 5. Generation, sage und schreibe 200 PS und 235 km/h.
Nach ein paar optischen Veränderungen im Jahre 1979 und einer Leistungssteigerung auf 82 kW 1982 statt anfänglicher 81 kW kam die zweite GTI-Serie 1984 auf den Markt mit mehr PS und mehr Drehzahlen. Zeitgleich kam auch der Katalysator, und aus den 82 kW wurden nur noch 79 kW. Das neuere Modell verfügte über ein größeres Platzangebot, höheren Komfort und mehr Gewicht.
Das berühmte Sondermodell „Pirelli GTI“ wurde zwischenzeitlich 1983 eingeführt. Seit 1985 kennt man den GTI optisch aufgemotzt mit Doppelscheinwerfern und Doppelendrohr. Das Debüt des Golf GTI mit 16V und 95 kW mit Kat, bzw. 102 kW ohne Kat vollzog sich 1986. Der G60 Motor mit 118 kW sorgte 1990 für Gesprächsstoff. 1991 wurde die dritte Generation Golf GTI mit 85 kW ins Leben gerufen, es folgten weitere Veränderungen 1992, wo der GTI 16V mit 150 PS eingeführt wurde.
„Zwanzig Jahre GTI“ hieß es 1996 bei der Vorstellung des gleichnamigen Jubiläumsmodells. Der Golf GTI TDI mit 81 kW hielt seinen Einzug, bis 1998 das Debüt der vierten Generation Golf GTI, ein 110 kW Benziner kam; im Jahre 2000 war es dann der Golf GTI TDI (ebenfalls 110 kW). Die Einführung eines Golf GTI mit 132 kW Turbos geschah 2001 zunächst über das Sondermodell „25 Jahre GTI“. Die nun fünfte Generation Golf mit 147 kW und eigenem, individuellen Kühlergrill-Design gibt es seit 2004. Der Motor wird mittlerweile über ein manuelles Sechsganggetriebe geschaltet, die Maximalleistung von 147 kW / 200 PS wird von dem Vierzylinder bei 5.100 U/min abgegeben.
Im Vergleich mit dem Triebwerk zum GTI-Erstmodell 1976 wird jetzt fast die doppelte Leistung erbracht bei 400 ccm zusätzlichem Hubraum, wobei der Durchschnittsverbrauch von 8 Litern auf 100 Kilometer identisch geblieben ist. Eine Sonderausstellung über die GTI-Geschichte mit ausführlichen Dokumentationen über die Revolution unter den Kompaktwagen widmete unlängst das VW-Automuseum in Wolfsburg dem beliebten Sportwagen. Als Fazit lässt sich feststellen, dass der anfängliche Glanz der 70er Jahre Zwischenzeitlich ein wenig verblasste, denn der Golf machte eine Entwicklungsstufe zur einfachen Ausstattungsvariante durch, die nicht mehr viel mit dem einstigen Sportfahrzeug gemeinsam hatte.
Das zugkräftige sportliche Image wurde allzu leichtfertig für andere Prioritäten aufs Spiel gesetzt. Mittlerweile jedoch ist der GTI wieder ganz vorne, er ist wieder schneller und schärfer geworden, und hebt sich erfreulich eigenständig wie ein durchtrainierter Athlet von der Massenproduktion ab.